Eigentlich wollte ich in dieser Woche davon berichten, welche guten Wünsche ich mir sende und was diese in mir bewirken. Aber ich hatte so eine verdammte Wut in mir! Mit diesem kräftigen, hitzigen, drückenden, pulsierenden Gefühl konfrontiert, ist es eine Herausforderung Metta zu praktizieren. Wenn der Kopf beschuldigt, verurteilt und sich in Kriegsphantasien verfängt, ist es schwer, diesem Umstand mit Wohlwollen zu begegnen.
Die gängigste Falle und das geläufigste Missverständnis in der Metta-Praxis: Man versucht die Wut zu vertreiben, sie lächelnd los zu werden oder mit Freundlichkeit zu überspielen. Damit wird der Tag und die Praxis aber nur noch anstrengender. Auch wenn wir im Namen der Liebe gegen unsere Gefühl ankämpfen, bleibt es ein Kampf.
Um der Wut oder andern schwierigen Zuständen zu begegnen, müssen wir sie willkommen heißen. Sich ihnen bewusst zuzuwenden, anstatt in die Meditation, den Wald, einen Besuch bei Freunden oder vor den Fernseher zu flüchten. Es gilt, sich der körperlichen Empfindungen bewusst zu werden, zu spüren, wo und wie sich das Gefühl im Körper äußert, statt zu versuchen es zu vertreiben oder zu verändern. Dem Leid begegnen, anstatt sich zu verkriechen oder in den Kampf zu ziehen.
Es geht darum, die Wut so freundlich wie möglich willkommen zu heißen. Denn nur wenn wir bereit sind, sie einzuladen, können wir sie beobachten. Nur wenn wir sie beobachten, können wir zur Wurzel der Wut gelangen, sie verstehen und ihr die Gelegenheit geben sich im Laufe der Zeit zu verändern.
Metta mit Wut im Bauch zu praktizieren bedeutet: Sich der Wut mit Güte zu nähern. »Hallo, liebe Wut. Ich sehe dass du da bist und ich bin gewillt dir zuzuhören, auch wenn es schmerzt und ich gerade viel lieber glücklich und frei wäre. Ich werde mein Bestes geben, dich auszuhalten und dir den Raum zugestehen, den du brauchst um dich zu zeigen, auch wenn ich viel lieber davon laufen würde.«
Unangenehm wird es auf jeden Fall sein. Es wird schmerzen und der Geist wird nicht aufhören, uns davon zu überzeugen, dass die äußeren Umstände für unser Leid verantwortlich sind. Aber auch diesem Phänomen können wir mit Güte entgegen treten, unsere Gedanken bemerken ohne uns darin zu verlieren.
In der Meditation ist es immer möglich, einen weiteren Schritt zurück zu treten und jeder Art von innerem Widerstand mit Achtsamkeit und Wohlwollen zu begegnen. Dadurch schaffen wir Raum. Alles was Raum bekommt, verliert an Druck. So wird es leichter unseren Widerstand zu begegnen, die Gedanken ziehen zu lassen und die Wut wirklich zu umarmen. Befinden wir uns auf diesem Weg, sind wir erneut am Ziel und können uns davon überraschen lassen, was sich als nächstes zeigt.
Wie begegnest du der Wut? Spürst du überhaupt Wut?
Nächste Woche werde ich dann (wahrscheinlich) darüber schreiben, was man sich denn so wünschen kann … in der Metta-Meditation. Bis dahin: Mögest Du in Frieden sein.