In ihrem Buch »Was man von hier aus sehen kann.« ist eine von Mariana Lekys Figuren von einem Aufhocker besessen. Ein einprägsames Bild für einen müßig beschreibbaren Zustand.
Das Buch ist gelesen. Liegt seit einem halben Jahr friedlich im Regal. Der Aufhocker hingegen, hält sich tapfer. Auf meinen Schultern. Er bedrückt mich, lähmt mich, beklemmt mich. Er macht es mir schwer, mich umzuwenden. Statt sentimentalem Blick zurück, bin ich gezwungen in das zu schauen, was vor mir liegt. Das ist schrecklich ungewohnt – noch weniger bequem.
Natürlich ist es nicht mein erster Aufhocker. Selbstverständlich, bin ich darin geübt, ihn durch turbulente Ablenkungen abzuschütteln. Ganz klar, lässt er sich, mit stoischem Gleichmut, erneut auf mir nieder.
Durch die Praxis der Metta-Meditation lerne ich, dass ich auch einer Belastung mit Wohlwollen und Freundlichkeit begegnen darf. Ich bedrücke mich nicht zusätzlich, durch Selbstkritik, nur weil Leichtigkeit gerade schwer fällt. Statt dessen, versuche ich dem Gefühl der Schwere liebevolle Aufmerksamkeit zu schenken. Mit dem Wissen im Kopf und der Weisheit im Herzen, dass man Gefühlen den Druck nimmt, wenn man Ihnen Raum gibt, sende ich meinem Aufhocker gute Wünsche.
Inzwischen leben wir relativ friedlich übereinander und mein Gast hat sein wahres Wesen offenbart. In ruhigen Momenten spricht er zu mir vom Verlust der letzten Monate: Falscher Selbstwert, wahre Liebe, treue Freundschaft, unbeschwerte Kindheit. Das darf betrauert werden!
Und während ich langsam mehr Verständnis für das Gewicht auf meinen Schultern finde, entwickelt sich Liebe für die Schwere und das Herz wird mir leicht.
Der Volkskundler Friedrich Ranke schreibt: »Der Aufhocker bleibt sitzen, bis dieser durch das heraufbrechende Licht […] erlöst wird. Und so hoffe ich, dass meine Mettapraxis nicht nur mich erleuchtet und wünsche weiterhin freundlich: »Mögest du unbeschwert und mit Leichtigkeit aufsitzen.«
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