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Die Dunkelheit im offenen Herzen

Eingekeilt zwischen 36 fremden Menschen, seine Atmung zu beobachten, kann interessant bis anspruchsvoll sein. Ich freue mich jedoch darauf, Zeit im Schweigen zu verbringen, meine Konzentration zu vertiefen und mir selbst näher zukommen.


Dabei stoße ich immer wieder auf das Phänomen, dass man selbst ohne wortreiche Bekanntmachungen oder tiefe Augenblicke, in Kontakt kommt. Nach einer Woche gemeinsamer Stille, öffnet sich das Herz und man muss seinen Umarmungsdrang stark zügeln.

Kein Wunder also, dass nach 5 Monaten täglicher Metta-Praxis, auch gewisse Erwartungen, in Bezug auf Verbundenheit, Wohlwollen und Liebe, mit ins Retreat reisten.


Und dann passierte nichts. Keine Verbundenheit. Kein Wohlwollen. Pah! Nicht mal Freundlichkeit. Draußen 26 Grad Hitze. Drinnen ein Herz aus Eis.

Abgeschnitten, abgeschieden, abgekapselt – wenn es darum ging, mir selbst, anderen Menschen und den Teilnehmenden gute Wünsche zu senden.

Die Geduld lies der Erfahrung den Raum. Die Erwartung hoffte heimlich auf den nächsten Tag. Die Gegenwart rieb sich entsetzt den Brustraum. Nichts! Draußen weicht Regen den Boden. Drinnen ein Herz aus Stein.


Draußen 26 Grad Hitze. Drinnen ein Herz aus Eis. Draußen weicht Regen den Boden. Drinnen ein Herz aus Stein.

Dazu eine wachsende Aggression, die sich in ständiger Abwertung, (daraus resultierend natürlich: Persönliche Aufwertung) und Missgunst gegenüber der Anderen äußerte. Zum Glück fand der Kurs im Schweigen statt!


Die Krönung dieses Ausflugs in die Unterwelt, waren jedoch die Beschimpfungen und Gewaltphantasien, die sich in den nächsten Tagen in meinem Geist zeigten, und mich tatsächlich sprachlos machten, in Angesichts ihrer dreckigen Obszönität und goren Detailtreue.

Zum Glück ist meine Achtsamkeit relativ stabil, um derartig klebrigen Phänomenen nicht anzuhaften. Auch die einschlägige Literatur und meine Lehrerin, hatten mich bereits mit dieser Art der Dunkelheit vertraut gemacht, die einem begegnen kann, wenn man etwas tiefer in sich hinab steigt.


Da sitzt er, der König der Metta-Meditation (# metta365myAss) und wundert sich. Aber alles wundern ist nur gedanklich und so führt der holprige Weg langsam über Annahme, durch genaue Beobachtung hin zur Auflösung.


Die Metta-Praxis hat dabei weder Eis geschmolzen noch Steine zertrümmert, sondern mich annehmen lassen, was verunsichert, beschämt und ängstigt. Ohne mich zu verurteilen, davon zu laufen oder dagegen anzukämpfen, konnte ich einen Blick in die dunklen Abgründe des offenen Herzens wagen und dadurch tiefe Einsicht erfahren.


Nach zwei Tagen war der Spuk vorbei. Das Eis von allein geschmolzen, der Stein vom Wasser weggespült und ich war wieder in Kontakt mit mir und der Welt.

 

Wenn Du Mitgefühl für Dich selbst und die Menschen um Dich herum kultivieren möchtest, empfehle ich meinen Kurs Mehr Mitgefühl mit Metta, auf Insight Timer, den Du im Premium-Abo anhören oder für sieben Tage kostenlos testen kannst.


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